Die Herrnhuter Mission - ein geschichtlicher Abriss
Durch die Herrnhuter Mission entstand aus der kleinen Gemeinde Herrnhut (in Sachsen) eine Kirche mit rund 1.700 Gemeinden in über 40 Ländern - die weltweite Brüder-Unität. 1732, zehn Jahre nach seiner Gründung, hatte Herrnhut knapp 400 Einwohner. Heute zählt die weltweite Brüder-Unität etwa 1,4 Millionen Mitglieder.
Nach unserer Erkenntnis ist Mission keine Angelegenheit von Spezialistinnen und Spezialisten, sondern Aufgabe eines jeden Christen und einer jeden Christin. Wir sind dankbar, dass diese Erkenntnis in unserer Kirche früher als in anderen Kirchen praktisch umgesetzt wurde. Kirche und Mission gehören bei uns seit jeher untrennbar zusammen.
Die Herrnhuter Brüdergemeine gilt als die erste Kirche, in der von Anfang an nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Gemeinden für die Mission brannten. Ihre Mission geschah zu allen Zeiten ohne imperiale Hintergedanken. Sie kannte nur ein Ziel, "dass die Heiden viel von unserem Heiland erfahren". Als Antriebsfeder für die Mission reichte das Wissen, "dass es noch Seelen gibt, die nicht glauben können, weil sie nichts (von Jesus) gehört haben".
Obwohl der Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760) schon in jungen Jahren mit der äußeren Mission in Berührung gekommen war, kam es in Herrnhut erst am 21. August 1732 zur Aussendung der beiden Missionare Leonhard Dober (1706-1766, ein Töpfer aus Franken) und David Nitschmann (1696-1772, ein Zimmermann aus Mähren).
Die komplette Historie der Herrnhuter Mission finden Sie hier als pdf-Datei.
Einführung Missionstheologie
Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760) war Initiator der Herrnhuter Mission. Dieser weilte zweimal selbst in den nordamerikanischen Missionsgebieten, was angesichts der gefahrvollen, mehrwöchigen Seereise im 18. Jh. etwas sehr Besonderes für einen Reichsgrafen gewesen ist.
Zinzendorf hat sich nirgendwo zusammenhängend oder systematisch zur Mission geäußert. Eine Missionstheologie Zinzendorfs existiert daher nicht. Seine Äußerungen zur Mission finden sich in verschiedenen Predigten, Reden, Briefen, Synodenprotokollen und Gelegenheitsschriften.
Wichtig war für Zinzendorf vor allem folgendes:
- Bei der von Europa ausgehenden Mission geht es um die Gewinnung von Erstlingen, nicht um die Christianisierung ganzer Volksstämme oder Landstriche. Alles Weitere wird sich fügen.
- Missionare und Missionarin sollen einheimische Männer und Frauen frühzeitig in ihre Arbeit einbeziehen und ihnen Verantwortung sowie geeignete Ämter und Aufgaben übertragen.
- Mission muss ins Herz gehen, d. h. eine Neuausrichtung des gesamten Lebens zur Folge haben; sie darf nicht auf eine äußerlich-formale Bekehrung bzw. auf eine schnelle Taufe abzielen.
- Missionar und Missionarin kann grundsätzlich jede Person sein, deren Herz für Jesus Christus brennt. Einer besonderen theologischen Ausbildung bedarf es für den Missionseinsatz nicht.
- Herrnhuter Mission ist grundsätzlich langfristig-nachhaltig angelegt. Wer in die Mission geht, unternimmt keine Besuchsreise, sondern beginnt eine mehrjährige, anstrengende Arbeit.
- Ein Export der in Europa vorhandenen konfessionellen Vielfalt muss bei der Mission unbedingt vermieden werden. Wichtig ist nicht Kirchenwachstum, sondern persönlicher Glaube.
- Missionare und Missionarinnen sollen möglichst von ihrer Hände Arbeit leben und nicht in erster Linie von Spenden aus der Heimat oder empfangenen Almosen abhängig sein.
- Wer in der Mission dient, soll sich nicht als Heilsbringer, sondern als Botengänger fühlen. Alle Mission geht von Jesus aus; menschliches Handeln kann diesem nur den Weg bereiten.
- Herrnhuter Mission wird nie durch eine strategische Vorgehensweise gekennzeichnet; sie wartet für den Beginn und die Ausrichtung ihrer Arbeit vielmehr auf einen Wink Gottes.
- Die von den Missionaren und Missionarinnen aufgesuchten Länder sind keineswegs gottlose Gebiete. Gott war immer schon vor den Missionaren und Missionarinnen da.
- Missionare und Missionarin sollen die Kultur der einheimischen Völker wertschätzen und sich davor hüten, alle vorfindlichen Dinge nach europäischen Kriterien zu beurteilen.
- Träger der Mission sollen weder abendländisch-christliche Obrigkeiten noch Kolonialgesellschaften, weder engagierte Einzelchristen noch fromme Zirkel sein, sondern stets die Gemeinden.