Südafrika




Südafrika mit fast 3.000 km Küstenlinie schneidet an seiner Südspitze, dem Kap Agulhas, zwei Weltmeere: den Atlantischen Ozean (im Westen) und den Indischen Ozean (im Süden und Osten). Es erstreckt sich über eine Fläche von 1,2 Millionen Quadratkilometer und ist damit mehr als dreimal so groß wie Deutschland. Das Land wird dominiert von einer bis zu 2.000 Meter hohen Hochebene, die zu den Küsten hin abbricht. Der höchste Berg, der Thabana Ntlenyana mit 3482 Metern, befindet sich im Südosten in den Drakensbergen.
Das Klima in Südafrika ist überwiegend sonnig und trocken. Die Niederschläge nehmen von Südosten nach Nordwesten ab, die Temperaturen dagegen zu. Die Jahreszeiten sind den europäischen genau entgegengesetzt. Nur 1% der Gesamtfläche Südafrikas ist bewaldet; es überwiegen Savannengebiete mit einer sehr vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.
Die Bevölkerung setzt sich aus 81,4 % Schwarzen Afrikanern, 8,2 % Farbigen, 7,3 % Weißen und 2,7 % Indern und Asiaten zusammen.
In Südafrika werden 11 offizielle Sprachen gesprochen: Englisch (Verkehrssprache), Afrikaans und neun Bantu-Sprachen. Die meistgesprochene Sprache ist Zulu, gefolgt von Xhosa. Zum Christentum bekennen sich 68,5 %, ohne Konfession sind 15 %, dem Islam gehören 1,5 % und andere Religionen 14,6 % an.
Der Schwerpunkt der südafrikanischen Wirtschaft hat sich von Landwirtschaft und Bergbau hin zu verarbeitender Industrie und Dienstleistungen verschoben. Die Arbeitslosenquote liegt bei 32,8 % (Stand 2023, Tendenz steigend), unter der jungen Bevölkerung bei fast 50 %.
Projektbilder
Aktuelles aus den Projekten
Große Neuigkeit von der Synode der Brüdergemeine in Südafrika
Abel Appel, Synodalpräsident der Brüdergemeine in Südafrika, berichtet über die Ergebnisse der Wahlen auf der jüngsten Synodaltagung der Unitätsprovinz Südafrika in Jeffreys Bay vom 28. September bis 5. Oktober 2024. "Unter dem Lehrtext des 3. Oktober 2024, in dem es von Jerusalem und den Städten Judas heißt: Du sollst bewohnt sein und wieder aufgebaut werden wurde die erste weibliche Bischöfin der Brüdergemeine aus Afrika gewählt: die Pfarrerin Rochelle A. Petrus. Möge Gott sie leiten und segnen! Betet auch für den neuen Provinzvorstand und besonders für die zwei Schwestern, die dort Dienst tun: für den Vorsitzenden den Kirchenleitung, Br. Lizwi X. Mtumtum, sowie für seine Stellvertreterinnen Ntsikelelo C. Tyokolwana und Msawenkosi P. Sambane. Zu einem Bischof der Brüder-Unität wurde auch Jerome A. Slamat gewählt. Der neue Synodalvorstand setzt sich wie folgt zusammen: Br. David W. Daniels, Schw. Coleta J. Wesso und Schw. Colleen E. Cunningham." Zur Original-Meldung hier.
Spirituelle Spaziergänge rings um Genadendal
Am 15. Oktober 2024 hatte die Brüdergemeine in Genadendal, Südafrika, erstmals zu einem spirituellen Spaziergang rund um den Ort eingeladen. Ein 40-Sekunden-Video von der Tour in den Morgenstunden hier. Anschließend hieß es auf Facebook: "Was für ein schöner Start in den Tag! Unser erster ›Genadendal Wellness Walk‹ war überaus angenehm und ein Erfolg. Er gab den perfekten Ton an für einen Monat, in dem wir uns auf Achtsamkeit und den Aufbau von Gemeinschaftsverbindungen konzentrieren wollen. Unsere nächsten Walk-Termine: Donnerstag, 17. Oktober 2024 (18 bis19 Uhr), Dienstag, 22. Oktober 2024 (6 bis 7 Uhr) und Donnerstag, 24. Oktober 2024 (18 bis 19 Uhr). Treffpunkt ist jeweils das Missions-Museum in Genadendal. Die spirituellen Spaziergänge sind für Menschen aller Altersgruppen geeignet und für alle Teilnehmenden kostenlos. Tun Sie etwas für Ihr geistiges Wohlbefinden! Lassen Sie uns gemeinsam Schritte zu mehr psycho-physischer Gesundheit und zu einer stärkeren Gemeinschaft gehen!"
Junge Erwachsene tauschen sich über Demokratie in Südafrika und Deutschland aus

Vom 13.-25.09.2024 traf sich eine Gruppe junger Erwachsener aus Südafrika und Deutschland in Kapstadt für eine besondere Begegnungsreise zum Thema Demokratie. Die Reise wurde intensiv von Damaris Enkelmann und David Daniels vorbereitet. Elf volle Tage waren sie gemeinsam unterwegs, um Fragen wie „Was ist wichtig für ein demokratisches Miteinander?“ oder „Wie können wir uns ganz konkret für eine demokratische Gesellschaft einsetzen?“ nachzugehen. Dabei lag der Fokus zunächst auf der Geschichte und der aktuellen Situation in Südafrika. Die Gruppe besuchte wichtige Orte wie die Slave Lodge, Robben Island, die Desmond und Leah Tutu Ausstellung, das Parlament und Langa Township, um den Weg der Demokratie in Südafrika besser zu verstehen. Daneben waren aber auch die persönliche Reflektion, das voneinander Lernen und das gemeinsame Genießen der schönen Natur wichtige Bestandteile der Reise. Mehr Einblicke gibt es auch hier zu sehen. Nächstes Jahr wird die Delegation aus Südafrika uns in Deutschland besuchen.
Aktionstage im Missionsmuseum der Brüdergemeine in Genadendal
Am 24. September 2024 beging die Republik Südafrika wieder den nationalen Heritage Day. Rund um dieses Datum gab es im Missionsmuseum der Brüdergemeine in Genadendal viele besondere Events. Einige Grundschüler aus dem Ort präsentierten am 13. September ihre Bilder von der Overberg-Region bei einer Kunstauktion. Siehe hier. Der Verein der Freunde des Missionsmuseums in Genadendal veranstalte am Vormittag des 24. September ein Meet and greet. Siehe hier. An diesem Tag bot das Museum unter dem Motto Step back in time! (Unternehmen Sie eine Zeitreise!) auch mehrere Sonderführungen an, bei denen eine kleine Nelson-Mandela-Sonderausstellung zu sehen war. Siehe hier. Bei den Führungen wurde u. a. ein historisches Foto vom ehemaligen Missionsladen bewundert. Siehe hier. Highlights waren ein Hoffest zum Heritage Day (u. a. mit Vorführungen in der historischen Wassermühle, mit Kutschfahrten, Basar und Live-Musik) – siehe hier – und ein vom Clay Collective angebotener Workshop zur Herstellung verschiedener Töpferwaren. Siehe hier. 25 weitere schöne Bilder hier (bitte nach rechts klicken).
Vom 8. Nationalkongress der "Moravian Women's Association of South Africa"
Insgesamt 87 Delegierte aus allen zehn Distrikten der Brüdergemeine in Südafrika versammelten sich vom 8. bis 11. August 2024 zum 8. Nationalkongress der "Moravian Women's Association of South Africa" (MWASA). Das Thema der Konferenz lautete: "Kraft und Würde sind ihr Gewand, und sie lacht der kommenden Tage" (Spr. 31:25). Die Delegierten befassten sich schwerpunktmäßig mit Fragen der geschlechtsspezifischen Gewalt und Gesundheit. Sie feierten die Arbeit ihrer NGO mit einem sechs Quadratmeter großen Kuchen, der alle Distrikte ihrer Kirche sichtbar machte, sowie mit einem Galadinner. Außerdem wählten die Schwestern einen siebenköpfigen neuen Vorstand und beteiligten sich an der Gründung eines gemeinnützigen Bündnisses ("R.E.A.L-ANTI-GBV: Resource Education Awareness for Life"). Das Bündnis soll dabei helfen, jedwede geschlechtsspezifische Gewalt aus den südafrikanischen Kommunen und Gemeinden zu verbannen.
Brandschäden in der Kirche der Brüdergemeine Wittewater
Erneut ist die Unitätsprovinz Südafrika von einem folgenreichen Schadensereignis durch Feuer betroffen. In der Kirche in der ehemaligen Missionsstation Wittewater gab es Anfang September 2024 einen Brand. Dabei wurden auch sämtliche Blasinstrumende der Gemeinde zerstört, die in der Kirche eingelagert waren. Die Mitglieder des Bläserchores sind entsetzt. Über die Ursache für das Feuer ist noch nichts bekannt. Wittewater wurde 1857 von brüderischen Missionaren auf unbebautem Land der Kommune Bergrivier in der südafrikanischen Provinz Westkap am Piketberg gegründet. Der Name des Ortes leitet sich von einem in der nähe befindlichen, schäumenden Wasserfall ab. Heute gehören zur Brüdergemeine Wittewater knapp 1.000 Mitglieder. Die Siedlung Wittewater ist Teil des Nationalen Kulturerbes der Republik Südafrika. Siehe die Informationen in der Liste Moravian Heritage in the Western Capehier.
Brüdergemeine in Süafrika feiert den Mut der Frauen

Am 9. August 2024 feierten die Frauen in Südafrika den nationalen Women’s Day, der einen Meilenstein auf dem Weg des Landes zur Freiheit darstellt. Auch die Brüdergemeine in Südafrika würdigte den Mut der Frauen im Jahre 1956. Sie schrieb: "Lasst uns gemeinsam unsere widerständigen und starken Frauen feiern. Der nationale Frauentag ist ein südafrikanischer Staatsfeiertag, der an den Marsch von 1956 erinnert, bei dem 20.000 Frauen zu den ›Union Buildings‹ in Pretoria marschierten, um eine Petition mit mehr als 100.000 Unterschriften gegen die rassistischen Passgesetze zu übergeben. Die Gesetzte verpflichteten alle Schwarzen, stets einen Pass mitzuführen, mit dem der Prozess der Urbanisierung (Wanderarbeiter) kontrolliert und eingedämmt werden sollte. Dem von der ›Federation of South African Women against Apartheid‹ organisierte Protest wurde auch von Müttern, Töchtern, Schwestern und Freundinnen aus der Brüdergemeine unterstützt." Mehr hier.
Südafrika: Brüdergemeine war beteiligt am "50-Tage-Gebet für Versöhung"

Mehrere Kirchen in Südafrika, darunter die Brüdergemeine, hatten dazu aufgerufen, sich an einem "50-Tage-Gebet für Versöhung" zu beteiligen. Diese Gebetswacht begann am 16. Juni 2024 und sie endete am 4. August. Das Gebet stand unter der Überschrift Eines Herzens. Für viele Menschen in Südafrika ist der 16. Juni ein Trauertag, denn am 16. Juni 1976 wurde bei den sogenannten Soweto-Unruhen am Rande der Großstadt Johannesburg das Blut von Schulkindern vergossen. Seit 1995 ist der 16. Juni in Südafrika als Youth Day ein öffentlicher Gedenk- und Feiertag. Für das 50-Tage-Gebet gab es auch einen speziellen Leitfaden. Siehe hier. Zum Gebet aufgerufen wurde im Vertrauen auf die Zusage von Gottes Verheißung in 2. Chronik 7,14: "Wenn mein Volk sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich sie vom Himmel her erhören, ihnen ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“
Der "Erwecksungsmonat August" im südafrikanischen Genadendal

Auch die Brüdergemeine in Südafrika gedenkt alljährlich der Erweckung im alten Herrnhut im August 1727. Vor allem geschieht das in der traditionsbewussten Gemeinde Genadendal. Am Sonntag, dem 18. August 2024, feierte man in Genadendal ein Herrnhuter Kinderfest, bei dem an die Frömmigkeit des Kindes Susanne Kühnel im alten Herrnhut erinnert wurde. Die Schüler der Ortsschule pflücken Blumen, um das Erbe von Sussanne Kühnel zu ehren. Siehe hier. Präsentiert wurde an diesem Wochenende ein lokaler Honig "Golden Goodness: 100 Prozent reiner Naturhonig (R170) von der Farm ›The Hippy Haven‹. Mit Liebe zur Natur hergestellt und abgefüllt". Siehe hier. Kinder aus der Greyton Primary School waren am 14. August 2024 zu Besuch in Genadendal und tauchten im dortigen Missionsmuseum auf besondere Weise in die Geschichte des Ortes ein: "auf eine Weise, die sie nie vergessen werden". Siehe hier.
Vom Kinderfest-Gottesdienst am 18. August 2024 in Genadendal

Bis auf den letzten Platz gefüllt war die große Kirche der Brüdergemeine im südafrikanischen Genadendal zum Kinderfest-Gottesdienst am 18. August 2024. Im allgemeinen trägt die Kirche einen so reichen Schmuck nur zum Kinderfest. Das Motto des Gottesdientes lautete: "Unity in Song and Spirit". Kindgemäße Verkündigung, ein Anspiel, verschiedene Zeugnisse und natürlich Chorgesang wechselten einander ab. Aber auch in großer Gemeinschaft wurde gesungen. Siehe ein Video vom Kindergesang hier. Die Kinder aus den Schulen von Genadendal und den Schulen aus der Umgebung nahmen am Kinderfest-Gottesdienst ebenfalls teil. Genadendal, gegründet 1738 von dem Missionar Georg Schmidt, hat heute 5.800 Einwohner. Die Brüdergemeine im Ort zählt knapp 1.900 Mitglieder. Die Kirchenmusik in Genadendal wird seit langem geleitet von Andy Davids.
Erinnerung an den 106. Geburtstag von Nelson Mandela
Anlässlich des kürzlichen Geburtstages des Begründes des neuen Südafrika, Nelson Mandela (geb. 18. Juli 1918), erinnerte die Brüdergemeine in Südafrika an ihre Kontakte zu diesem herausragenden Staatsmann: "Wir denken an Mandelas tiefe Verbundenheit zu Genadendal. Der Präsident war tief bewegt von der Geschichte des Ortes und benannte seinen Amtssitz in Kapstadt in Genadendal um. In einem Memorandum schrieb ihm der Kurator unseres Missionsmuseums: ›Sehr geehrter Herr Mandela, der Name Genadendal oder New Genadendal symbolisiert das Engagement der neuen Regierung, das wiederherzustellen, was durch vergangenes Unrecht beschädigt wurde. Der Name bedeutet auch Gottes Gnade für Sie, so wir wir diese Gnade in der ältesten Missionsstation im südlichen Afrika erfuhren.‹ Am 10. Oktober 1995 weilte Nelson Mandela dann zu einem offiziellen Besuch in Genadendal, ein Moment, der sich für immer in die Erinnerung unserer Kirche eingebrannt hat. Das Foto zeigt ihn, wie er die Moravia Avenue entlanggeht." Siehe hier.
Der Beginn
Der erste deutsche evangelische Missionar in Indien, Bartholomäus Ziegenbalg, verbrachte auf einer Reise von Indien nach Deutschland mehrere Wochen am Kap der Guten Hoffnung. Dort wurde er Zeuge, wie die holländischen Siedler die Bevölkerung der Khoi wie minderwertige Wesen behandelten. Graf Zinzendorf hörte davon und wollte einen Missionar zu den Khoi aussenden. brüderische Missionar Georg Schmidt landete 1737 in der Nähe des Kaps der Guten Hoffnung und begann seine Arbeit mit Khoi-Familien. Er brachte ihnen das Lesen und Schreiben bei und taufte fünf Khoi. Dies führte zum Konflikt mit der kirchlichen und kolonialstaatlichen Obrigkeit, so dass Georg Schmidt 1743 abberufen wurde. Er gilt als der Gründer der ersten christlichen Missionsstation in Südafrika.
1792, fast 50 Jahre später, erhielt eine Gruppe brüderischer Missionare von den Briten die Erlaubnis, in Südafrika zu missionieren. Sie stießen auf eine indigene Frau namens Vehettge Tikhuie (nach ihrer Taufe wurde sie Magdalena genannt), die als Beispiel für die Kraft des Wortes Gottes gelten kann. Sie war als junge Frau von Georg Schmidt getauft worden und hatte von ihm das Neue Testament geschenkt bekommen. Ohne Hilfe ausländischer Missionare sammelte sie über Jahrzehnte hinweg Einheimische um sich, die als christliche Gemeinde zusammenkamen.
Ausbreitung der Arbeit
Die Gruppe der brüderischen Missionare gründete in Genadendal die erste Gemeinde der Brüdergemeine in Südafrika, der Moravian Church in South Africa.
Übrigens: in Würdigung der Verdienste Georg Schmidts und der Brüdergemeine nannte Nelson Mandela 1994 das Hauptquartier des südafrikanischen Präsidenten „Genadendal“.
Um 1800 war Genadendal ein Musterort und nach Kapstadt die zweitgrößte Siedlung am Kap. Weitere Gemeindegründungen im Kapland folgten: Mamre, Elim, Enon, Goedverwacht und Clarkson, Zufluchtsorte für freigelassene Sklaven. Landwirtschaft, Handel und Gewerbe blühten. Das Bildungsniveau der Khoi war oft höher als das der europäischen Siedler und Soldaten.
Während des Wirkens von Hans Peter Hallbeck (1817-40) erreichten brüderische Missionare erstmals das 800 Kilometer nordöstlich gelegene Grenzgebiet zu den Schwarzafrikanern, früher Bantu genannt. Hier wurde 1828 die Gemeinde Shiloh gegründet, die sich zum Ausgangspunkt der Arbeit unter den Xhosa sprechenden Einheimischen entwickelte. Ihr folgten die Gemeinden Goshen, Engotini, Baziya und Tabase. Ab 1835 kam es im Ostkap zu blutigen Kämpfen zwischen Weißen und Schwarzen. Diese setzten der Mission schwer zu, die mehr als 30 Jahre lang zwischen alle Fronten geriet, aber dennoch ein stabilisierender Faktor im Lande war. In das nochmals 250 Kilometer weiter nordöstlich gelegene Hlubiland drangen die Missionare ab 1870 vor, wo die Arbeit in der Folgezeit ausgezeichnet gedieh. Binnen kurzem blühten mehrere Gemeinden, unter anderem Elukolweni, Tinana, Bethesda, Magdala und Mvenyane.
Im ersten Jahrhundert beschränkte die Mission sich auf den ländlichen Raum. Zur ersten Stadtgemeinde entwickelte sich ab 1883 Moravian Hill in Kapstadt. Durch Zuzug vom Lande kam es auch in anderen Städten zu Gemeindegründungen. Bereits 1867 hatte eine Generalsynode in Herrnhut aus geographischen wie sprachlich-kulturellen Gesichtspunkten heraus beschlossen, die Missionsarbeit in die Provinzen Südafrika-West und Südafrika-Ost zu unterteilen.

Die Zeit der Apartheid
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann in Südafrika - zum Vorteil der Weißen - eine Politik der Rassentrennung, Apartheid genannt, die nach 1948 immer mehr verschärft wurde und die die Menschenwürde der nicht-weißen Bevölkerung mit Füßen trat. Als eine Kirche, zu der fast ausschließlich Schwarze und Farbige gehören, hat die Moravian Church in South Africa unter der Apartheid schwer gelitten. Unter anderem kam es durch Zwangsumsiedlungen zur Auflösung von sechs Gemeinden und zur Verlegung des Theologischen Seminars von Gqeberha (Port Elizabeth) nach Cape Town. Viele Mitglieder der Brüdergemeine beteiligten sich aktiv am Widerstand, etliche gingen in den Untergrund, manche wurden inhaftiert, manche emigrierten ins Ausland.
Während der Apartheid war es für die Brüdergemeine in Südafrika sehr wichtig, Solidarität und praktische Hilfe aus Deutschland und der weltweiten Brüder-Unität zu erfahren. Dazu gehörte der Dienst einzelner Geschwister aus Deutschland. Durch kirchliche Partnerschaften wurde das herrschende Unrecht immer wieder öffentlich angeprangert.
1994 wurden die Apartheidgesetze abgeschafft und die Zeit der Rassentrennung fand ein Ende. Freilich sind die menschlichen Verletzungen sowie wirtschaftlich-sozialen Folgen der Apartheid noch lange nicht überwunden. Die fortdauernde Armut weiter Bevölkerungsteile bewirkt Armut auch in der Brüdergemeine, vor allem im Ostkap.
1993 wurden die beiden Provinzen – mit einem Büro in Kapstadt und einem in Matatiele - zusammengefasst und in 12 Distrikte unterteilt. Lange Jahre war Genadendal Sitz der Kirchenleitung, bis dieser nach Cape Town verlegt wurde. Heute befindet er sich im Bezirk Lansdowne. Die Kirchenleitung besteht aus 16 Personen, je einer Person aus den zwölf Distrikten, einem Finanzdirektor sowie einem dreiköpfigen Exekutivausschuss. Sie tagt in der Regel einmal im Quartal. Die Synode tritt alle vier Jahre zusammen. Die Moravian Church in South Africa MCSA ist in besonderer Weise partnerschaftlich verbunden mit der Europäisch-Festländischen Brüder-Unität, wobei die Pflege dieser Partnerschaft vor allem der Evangelischen Mission in Solidarität EMS übertragen wurde.
Projektfotos/Project Photos
Ökumene und Netzwerke
Die MCSA zählt zu den Lutherischen Kirchen, die 4 % der christlichen Kirchen Südafrikas ausmachen. Insgesamt hat sie circa 90 Gemeinden mit ungefähr 90.000 Mitgliedern, sowie 70 männliche und weibliche Pfarrer sowie einige Laienprediger. Da in den nächsten Jahren zahlreiche Pfarrer in den Ruhestand gehen, bildet die MCSA am Moravian Theological Centre in Heideveld, einem Bezirk von Cape Town, in Voll- und Teilzeit eigene Pfarrer aus.
Innerhalb der MCSA gibt es starke, gesamtkirchliche Verbände, z. B. für die Männerarbeit, die Frauenarbeit, die Jugendarbeit, die Sonntagsschularbeit, die Chorarbeit und die Bläserarbeit. Die Verbände agieren weitgehend eigenständig und entfalten zusätzlich zu kirchlichen Veranstaltungen viele Aktivitäten.
Die MCSA ist Mitglied des World Council of Churches WCC, des Südafrikanischen Kirchenrates und der Lutherischen Gemeinschaft im Südlichen Afrika LUCSA. Die MCSA ist Gründungsmitglied der Evangelischen Mission in Solidarität EMS. Über ihre Beziehungen zur EMS ist die MCSA in das Ökumenische Freiwilligenprogramm ÖFP Nord-Süd-Austausch sowie Süd-Nord-Austausch eingebunden. Mitarbeitende aus EMS-Mitgliedskirchen dienen für längere Zeit in Südafrika und umgekehrt.
Soziale Einrichtungen, Schulen, wirtschaftliche Initiativen
Die MCSA setzt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf den sozialen Bereich. Einen Großteil der Gemeindearbeit erledigen Ehrenamtliche. Die Kirche unterstützt Arme und Randgruppen durch diakonische Arbeit, durch Bildung und durch verschiedene Projekte. Sie unterhält mehrere soziale Einrichtungen wie beispielsweise das Elim Home.
Elim Home
Seit 1963 kümmert sich das Elim Home in Südafrika um mehr als 80 Menschen mit schweren geistigen und körperlichen Behinderungen zwischen 4 und 40 Jahren. Unter der Maxime "Jedes Leben ist wertvoll" werden die Bewohnerinnen und Bewohner dort kompetent und liebevoll gepflegt und gefördert. Für die betroffenen Familien ist die Hilfe und Unterstützung des Elim Home eine große Erleichterung, da viele aus armen Verhältnissen stammen und kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Die Bewohnerinnen und Bewohner bekommen personenspezifische Physio- und Ergotherapie und lernen innerhalb ihrer Möglichkeiten, wie sie Dinge unabhängig erledigen können. Darüber hinaus entwickelt das Heim neue Ideen und nachhaltige Konzepte: in einem eigenen Garten können die Bewohner beispielsweise beim Gärtnern mithelfen. Das frische geerntete Gemüse landet auf dem Teller oder wird verkauft, um so ein kleines zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften. Auf den Dächern der Gebäude wurde eine Solaranlage installiert, die nicht nur zu einer Einsparung von Energiekosten führt, sondern bei häufigen Stromausfällen in der Region eine nachhaltige Energiequelle darstellt.
In der Ortschaft Elim, einer Missionssiedlung aus dem Jahr 1825, ist das Elim Home der größte Arbeitgeber. Circa 45 Frauen aus dem Umland finden hier Arbeit.
Seit 2013 gibt es zwei weitere ausgelagerte, ambulante Betreuungsgruppen, die jeweils 40 Kilometer entfernt von Elim Home liegen. So erhalten Menschen mit Beeinträchtigung, deren Familien zu weit entfernt von Elim leben, die Betreuung und Therapie, die sie benötigen. Auch die Familienangehörigen können so besser in das Projekt integriert werden, um das Gemeinschaftsbewusstsein zu stärken.
Bei seiner Gründung war das Elim Home die erste und einzige Einrichtung für schwarze Kinder mit Behinderungen in der Westkap-Region. Auch heute noch gehört sie zum diakonischen Programm der MCSA. Da das südafrikanische Gesundheitsministerium nur 40 Prozent der Kosten des Heims trägt, braucht das Elim Home unsere und Ihre Unterstützung.
Das Elim Home in Südafrika ist seit über 60 Jahren die Heimat für 50 mehrfach geistig und körperlich behinderte Kinder und Erwachsene. Hier werden sie liebevoll betreut und gemäß ihren Möglichkeiten gefördert. Dank der finanziellen Hilfe einiger EMS-Mitgliedskirchen konnte eine Solaranlage auf dem Dach des Elim Homes installiert werden, wodurch das Heim von der instabilen und täglich bis zu 10 Stunden durch Stromausfälle unterbrochenen Stromversorgung unabhängig wurde. Ferner reduziert die Solaranlage die steigenden Kosten, die für Elektrizität aufgebracht werden müssen.
Spendenkonto
Herrnhuter Missionshilfe e.V.
IBAN: DE25 5206 0410 0000 4151 03
BIC: GENODEF1EK1, Evangelische Bank
Projekt 1810 EMS Elim
Masangane Project
Viele an AIDS erkrankte Südafrikanerinnen und Südafrikaner sind arbeitslos und wurden von ihren Familien verlassen. Ihr Blick in die Zukunft ist düster – wird ihnen doch die Fähigkeit abgesprochen, ein normales Leben zu führen. Zwar erhalten sie die lebenswichtigen antiretroviralen Medikamente kostenfrei vom Staat, aber Medikamente alleine lösen ihre Probleme nicht. Deshalb gibt es seit 1996 das Masangane Project (Xhosa für Lasst uns einander umarmen) – das AIDS-Programm der MCSA. HIV-Infizierte erhalten dort ganzheitliche Hilfe in Form von Beratung und Seelsorge. Zusätzlich unterstützt Masangane diese Menschen auch bei Behördengängen, denn so erhalten diese leichter Zugang zu den entscheidenden Medikamenten.
Projektbilder/Project pictures
Ziel des Masangane Project ist es, den Kindern und Erwachsenen wieder ein geregeltes Leben zu schenken. Das Projekt verhilft HIV-infizierten Männern und Frauen zu einem Einkommen, indem es ihnen Hühner und Baumaterial für Ställe zur Verfügung stellt. Durch die Aufzucht und den Verkauf der Hühner verdienen sie ihr eigenes Geld. Für die Betroffenen ist es ein großer Schritt, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, der ihnen Mut gibt und ihr Selbstvertrauen stärkt.
Leider lässt AIDS viele Kinder als Waisen zurück – in Südafrika sind es schätzungsweise über eine Million. Das Masangane-Projekt versorgt auch sie mit Essen und Bildung und steht ihnen bei Problemen bei. So erhalten die Mädchen und Jungen Hilfe, um die Waisenrente zu beantragen, Kindergartenkinder werden in kirchlichen Kindergärten ganztätig betreut und erhalten dort warme Mahlzeiten. Bei Schulkindern kommt das Projekt für die Schuluniform und Schulgebühren auf. Immer wieder entdecken die Mitarbeitenden auch sogenannte Kinderhaushalte, bei denen beide Eltern aufgrund von AIDS verstorben oder nicht auffindbar sind. Die Kinder erhalten in solchen Fällen zusätzlich Unterstützung in Form von Lebensmitteln, Kleidung oder Haushaltsgegenständen. Auch als Mutterersatz stehen die Betreuerinnen, die in vielen Fällen selbst HIV-positiv sind, den Kindern zur Verfügung.
Um möglichst viele Personen zu erreichen, hat Masangane neben den Standorten in der Ostkap-Region auch zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeitende, die als ambulante Pflegekräfte (home-based care workers) geschult wurden. Sie besuchen die AIDS-Kranken zu Hause, dokumentieren den Krankheitsverlauf und erkennen rasch, wann ein Arzt nötig ist. Da die meisten Mitarbeitenden ebenfalls HIV-positiv sind, machen sie den Patienten Hoffnung, dass ein normales Leben trotz der Erkrankung möglich ist.
Spendenkonto
Herrnhuter Missionshilfe e.V.
IBAN: DE25 5206 0410 0000 4151 03
BIC: GENODEF1EK1, Evangelische Bank
Projekt 1810 EMS Masangane