Südafrika




Südafrika mit fast 3.000 km Küstenlinie schneidet an seiner Südspitze, dem Kap Agulhas, zwei Weltmeere: den Atlantischen Ozean (im Westen) und den Indischen Ozean (im Süden und Osten). Es erstreckt sich über eine Fläche von 1,2 Millionen Quadratkilometer und ist damit mehr als dreimal so groß wie Deutschland. Das Land wird dominiert von einer bis zu 2.000 Meter hohen Hochebene, die zu den Küsten hin abbricht. Der höchste Berg, der Thabana Ntlenyana mit 3482 Metern, befindet sich im Südosten in den Drakensbergen.
Das Klima in Südafrika ist überwiegend sonnig und trocken. Die Niederschläge nehmen von Südosten nach Nordwesten ab, die Temperaturen dagegen zu. Die Jahreszeiten sind den europäischen genau entgegengesetzt. Nur 1% der Gesamtfläche Südafrikas ist bewaldet; es überwiegen Savannengebiete mit einer sehr vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.
Die Bevölkerung setzt sich aus 81,4 % Schwarzen Afrikanern, 8,2 % Farbigen, 7,3 % Weißen und 2,7 % Indern und Asiaten zusammen.
In Südafrika werden 11 offizielle Sprachen gesprochen: Englisch (Verkehrssprache), Afrikaans und neun Bantu-Sprachen. Die meistgesprochene Sprache ist Zulu, gefolgt von Xhosa. Zum Christentum bekennen sich 68,5 %, ohne Konfession sind 15 %, dem Islam gehören 1,5 % und andere Religionen 14,6 % an.
Der Schwerpunkt der südafrikanischen Wirtschaft hat sich von Landwirtschaft und Bergbau hin zu verarbeitender Industrie und Dienstleistungen verschoben. Die Arbeitslosenquote liegt bei 32,8 % (Stand 2023, Tendenz steigend), unter der jungen Bevölkerung bei fast 50 %.
Projektbilder
Aktuelles aus den Projekten
Geschichten von Stärke und Gemeinschaft in Genadendal

Am Freitag, dem 8. August 2025, verwandelte sich das Missionsmuseum der Brüdergemeine in Genadendal, Südafrika, in einen Ort heilsamer Erinnerung, der Musik und des Geschichtenerzählens. Das Museum hatte zu der Veranstaltung Almal se Stoepstories / In her Own Words eingeladen, eine Veranstaltung zur mündlichen Überlieferung mit den Stimmen von Frauen aus Genadendal. Die Gäste wurden mit heiteren Klängen der Genadendal Brass Band begrüßt. Das Programm wurde von Sylvinia Oliver aus Bredasdorp, einer Motivationsrednerin, eröffnet. Mit Anmut und Aufrichtigkeit sprach sie über Resilienz und Zielstrebigkeit. Im Mittelpunkt standen dann die Geschichten von vier bemerkenswerten Frauen (Connie Fisher/Lehrerin und Gemeinderätin; Elizabeth Kupido/Fabrikarbeiterin; Joan Erasmus/Kindergärtnerin; Cathleen Beyers/Hausfrau und mehrfache Mutter). Die Überlieferungen der Frauen repräsentierten jeweils die Kraft und die große Stärke, die im Tal der Gnade lebt. Mehr hier.
Bildbericht über Erfolge beim Wiederaufbau des südafrikanischen Wupperthal
Die südafrikanische Website The Heritage Portal veröffentlichte kürzlich einen längeren, eindrücklich bebilderten Beitrag von Graham Jacobs über die 1830 gegründete Missionsstation Wupperthal bei Cederberg (Westkap). Teile des denkmalgeschützten Ortes waren in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember 2018 von einem verheerenden Feuer verwüstet worden. Von den 113 Wohngebäuden im Ort wurden 53 (die meisten davon historisch bedeutsame Bauten) vollständig zerstört. Die Brandkatastrophe in Wupperthal von Ende 2018 gilt bezüglich der Anzahl der zerstörten Gebäude als größte Katastrophe in Südafrika seit dem Erdbeben in und um Tulbagh im Jahre 1969. Der Beitrag auf der o. g. Website dokumentiert die bislang erzielten großen Erfolge beim Wiederaufbau des Ortes. Unter der Überschrift Wupperthal – From Fire to Restauration werden viele Gebäude im zerstörten Zustand und im Zustand nach dem Wiederaufbau vorgestellt. Mehr in Englisch hier.
Drei junge Frauen aus Südafrika als Freiwillige in Deutschland eingetroffen
Faith (23), eine Jugendliche aus Bredasdorp an der Südspitze Südafrikas, wurde von der Moravian Church in South Africa (speziell von der Moravian Sunday School Union in South Afrika) für ein Volontariat in Deutschland nominiert. Mit dem Ökumenischen Freiwilligen-Programm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) ist sie zu einem zwölfmonatigen Einsatz im Johannes-Kindergarten nach Ettlingen bei Karlsruhe ausgereist. Siehe hier. Ihre Mitschwester Zingce (23) aus Whittlesea bei Queenstown (jetzt: Komani) in der südafrikanischen Ostkap-Region absolviert parallel ein Freiwilligenjahr in der ökumenischen Gemeinschaft der Brüdergemeine auf dem Herrnhaag bei Büdigen in Hessen. Siehe hier. Und Anasteen (24) aus der Westkap-Region arbeitet sichließlich für ein Jahr als Freiwillige im Evangelischen Familienzentrum Schillerstraße in Heilbronn in der Tagessorge sowie im angeschlossenen Kindergarten. Siehe hier. Gottes Segen allen drei Jugendlichen für ihren Dienst in Deutschland.
Über die Land-Auseinandersetzungen in der Brüdergemeine Goedverwacht
In mehreren Brüdergemeinen Südafrikas streben Familien aus der indigene Bevölkerung danach, das Land, das sie seit 200 Jahren meist unentgeltlich nutzen, das aber letztlich der Moravian Church in South Africa gehört, als persönlichen Besitz zu erwerben. Am 29. Juni 2025 veröffentlichte das wöchentliche Online-Magazin Mail & Guardian einen sehr langen Artikel über diese Auseinandersetzungen in der Brüdergemeine Goedverwacht mit etwa 2.000 Einwohnern, 150 Kilometer westlich von Kapstadt, gegründet 1810. Der Artikel in englischer Sprache trägt die Überschrift Moravian Church legal battle at heart of indigenous land rights. Siehe hier. In dem Artikel heißt es: "Die Brüdergemeine verfügt nicht nur über Kirchengebäude, Glocken und Dinge für den Gottesdienst. Sie kontrolliert vielmehr ganze Ortschaften – Missionsstationen – und Hunderttausende Hektar Land. Sie besitzt auch eine eigene Finanzdienstleistungs- und Immobilienverwaltungsgesellschaft. Fast drei Jahrhunderte später wollen die Menschen, die auf dem Land lebten, überwiegend Khoi, das Land, das ihre Vorfahren bearbeitet haben und das manche als ihren natürlichen Grundbesitz bezeichneten, kontrollieren und regieren."
Bildungssymposium mit dem "Kaapse/Cape Forum" in Genadendal
Das Missionsmuseum der Brüdergemeine in Genadendal und das gemeinnützige südafrikanische Kaapse/Cape Forum taten sich am 8. Juli 2025 zusammen, um in Genadendal ein Bildungssymposium zu veranstalten. Das Forum hat sich zum Ziel gesetzt, "die Lebensbedingungen aller Gemeinden im Westkap durch Förderung der Gemeindeautonomie, durch Selbsthilfeaktivitäten, durch die Stärkung der Demokratie sowie durch die Weiterentwicklung des Föderalismus zu verbessern." Fast 100 engagierten Teilnehmerninnen und Teilnehmer, darunter Lehrer, Schulleiter, Bildungsexperten und Gemeindevorsteher, erlebten bei einer mehrstündigen Veranstaltung in Genadendal, was möglich ist, wenn Menschen sich zur Erreichung eines gemeinsames Zieles zusammenschließen. Die Atmosphäre war lebendig, hoffnungsvoll und geprägt von bedeutungsvollen Gesprächen, die weit über die Mauern des Veranstaltungsortes hinaus wirken werden. Mehr hier. Der Tag endete mit der Ehrung der Cape Champions, Personen und Institutionen, die sich besonders für die Förderung ihrer Gemeinden durch Bildungsarbeit engagiert haben.
Tüchtige Schwestern in der "Ebenhaeser Moravian Church"
Die Ebenhaeser Moravian Church in Gqeberha-Bethelsdorp (bis 2021 Port Elizabeth, Südafrika) meldet stolz die Wahl und Weihe der ersten weiblichen Akoluthin, die von Pfarrer P. Simon schon im März 2025 vollzogen wurde. Einige Bilder hier. In zwei Facebook-Posts heißt es: In der Ebenhaeser Moravian Church wurde Geschichte geschrieben: "Wir haben jetzt die erste Akoluthin. Gott segne sie! Er führe sie und erfülle ihr Herz mit seiner Liebe." Darunter schrieb eine Leserin: "Gestattet mir, kurz mit Ebenhaeser zu prahlen. Wir sind zwar eine kleine Gemeinde, aber wir sind ein echter Knaller (we are dynamite), wenn es darum geht, dass Schwestern männlich dominierte Positionen in der Kirche erreichen. Ester Newfeldt ist unsere erste Akoluthin. Felicia Lawack-Lambert war vorher schon die erste Bläserchor-Dirigentin in der BBSA (Moravian Brass Band Union of South Africa) und Kayla Hendricks war die erste Komponistin der BBSA, um nur einige weibliche Pioniere zu nennen."
Inzwischen drei evangelische Bischöfinnen im südlichen Afrika
Bischöfe und Bischöfinnen aus der Lutherischen Kirchengemeinschaft im Südlichen Afrika (LUCSA), einer regionalen Ausprägung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Afrika, kamen Ende Februar 2025 unter der Überschrift Envisioning of Cooperative Future (Eine Zukunft ausmalen, in der wir zusammenarbeiten) in Johannesburg, Südafrika, zu einer Tagung zusammen. Die LUCSA ist eine Gemeinschaft von 15 LWB-Mitgliedskirchen aus zehn südafrikanischen Staaten. Bei der einwöchigen Tagung traf Rochelle Petrus, die erst jüngst geweihte erste Bischöfin der Brüdergemeine in Südafrika, auf zwei andere Bischöfinnnen im südlichen Afrika: auf Hilja Hamukwaya (Ostdiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia) und Naledzani Sikhwari (Norddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika). Die Bischöfe und Bischöfinnen sprachen sich u. a. für ethisch-moralisches Führungswirken, Rechenschaftspflicht und Transparenz im täglichen Wirken aus. Mehr zum Bischofstreffen in Johannesburg in der Pressemeldung der LUCSA in Englisch hier.
Junge Erwachsene tauschen sich über Demokratie in Südafrika und Deutschland aus

Vom 13.-25.09.2024 traf sich eine Gruppe junger Erwachsener aus Südafrika und Deutschland in Kapstadt für eine besondere Begegnungsreise zum Thema Demokratie. Die Reise wurde intensiv von Damaris Enkelmann und David Daniels vorbereitet. Elf volle Tage waren sie gemeinsam unterwegs, um Fragen wie „Was ist wichtig für ein demokratisches Miteinander?“ oder „Wie können wir uns ganz konkret für eine demokratische Gesellschaft einsetzen?“ nachzugehen. Dabei lag der Fokus zunächst auf der Geschichte und der aktuellen Situation in Südafrika. Die Gruppe besuchte wichtige Orte wie die Slave Lodge, Robben Island, die Desmond und Leah Tutu Ausstellung, das Parlament und Langa Township, um den Weg der Demokratie in Südafrika besser zu verstehen. Daneben waren aber auch die persönliche Reflektion, das voneinander Lernen und das gemeinsame Genießen der schönen Natur wichtige Bestandteile der Reise. Mehr Einblicke gibt es auch hier zu sehen. Nächstes Jahr wird die Delegation aus Südafrika uns in Deutschland besuchen.
Brüdergemeine in Süafrika feiert den Mut der Frauen

Am 9. August 2024 feierten die Frauen in Südafrika den nationalen Women’s Day, der einen Meilenstein auf dem Weg des Landes zur Freiheit darstellt. Auch die Brüdergemeine in Südafrika würdigte den Mut der Frauen im Jahre 1956. Sie schrieb: "Lasst uns gemeinsam unsere widerständigen und starken Frauen feiern. Der nationale Frauentag ist ein südafrikanischer Staatsfeiertag, der an den Marsch von 1956 erinnert, bei dem 20.000 Frauen zu den ›Union Buildings‹ in Pretoria marschierten, um eine Petition mit mehr als 100.000 Unterschriften gegen die rassistischen Passgesetze zu übergeben. Die Gesetzte verpflichteten alle Schwarzen, stets einen Pass mitzuführen, mit dem der Prozess der Urbanisierung (Wanderarbeiter) kontrolliert und eingedämmt werden sollte. Dem von der ›Federation of South African Women against Apartheid‹ organisierte Protest wurde auch von Müttern, Töchtern, Schwestern und Freundinnen aus der Brüdergemeine unterstützt." Mehr hier.
Der Beginn
Der erste deutsche evangelische Missionar in Indien, Bartholomäus Ziegenbalg, verbrachte auf einer Reise von Indien nach Deutschland mehrere Wochen am Kap der Guten Hoffnung. Dort wurde er Zeuge, wie die holländischen Siedler die Bevölkerung der Khoi wie minderwertige Wesen behandelten. Graf Zinzendorf hörte davon und wollte einen Missionar zu den Khoi aussenden. brüderische Missionar Georg Schmidt landete 1737 in der Nähe des Kaps der Guten Hoffnung und begann seine Arbeit mit Khoi-Familien. Er brachte ihnen das Lesen und Schreiben bei und taufte fünf Khoi. Dies führte zum Konflikt mit der kirchlichen und kolonialstaatlichen Obrigkeit, so dass Georg Schmidt 1743 abberufen wurde. Er gilt als der Gründer der ersten christlichen Missionsstation in Südafrika.
1792, fast 50 Jahre später, erhielt eine Gruppe brüderischer Missionare von den Briten die Erlaubnis, in Südafrika zu missionieren. Sie stießen auf eine indigene Frau namens Vehettge Tikhuie (nach ihrer Taufe wurde sie Magdalena genannt), die als Beispiel für die Kraft des Wortes Gottes gelten kann. Sie war als junge Frau von Georg Schmidt getauft worden und hatte von ihm das Neue Testament geschenkt bekommen. Ohne Hilfe ausländischer Missionare sammelte sie über Jahrzehnte hinweg Einheimische um sich, die als christliche Gemeinde zusammenkamen.
Ausbreitung der Arbeit
Die Gruppe der brüderischen Missionare gründete in Genadendal die erste Gemeinde der Brüdergemeine in Südafrika, der Moravian Church in South Africa.
Übrigens: in Würdigung der Verdienste Georg Schmidts und der Brüdergemeine nannte Nelson Mandela 1994 das Hauptquartier des südafrikanischen Präsidenten „Genadendal“.
Um 1800 war Genadendal ein Musterort und nach Kapstadt die zweitgrößte Siedlung am Kap. Weitere Gemeindegründungen im Kapland folgten: Mamre, Elim, Enon, Goedverwacht und Clarkson, Zufluchtsorte für freigelassene Sklaven. Landwirtschaft, Handel und Gewerbe blühten. Das Bildungsniveau der Khoi war oft höher als das der europäischen Siedler und Soldaten.
Während des Wirkens von Hans Peter Hallbeck (1817-40) erreichten brüderische Missionare erstmals das 800 Kilometer nordöstlich gelegene Grenzgebiet zu den Schwarzafrikanern, früher Bantu genannt. Hier wurde 1828 die Gemeinde Shiloh gegründet, die sich zum Ausgangspunkt der Arbeit unter den Xhosa sprechenden Einheimischen entwickelte. Ihr folgten die Gemeinden Goshen, Engotini, Baziya und Tabase. Ab 1835 kam es im Ostkap zu blutigen Kämpfen zwischen Weißen und Schwarzen. Diese setzten der Mission schwer zu, die mehr als 30 Jahre lang zwischen alle Fronten geriet, aber dennoch ein stabilisierender Faktor im Lande war. In das nochmals 250 Kilometer weiter nordöstlich gelegene Hlubiland drangen die Missionare ab 1870 vor, wo die Arbeit in der Folgezeit ausgezeichnet gedieh. Binnen kurzem blühten mehrere Gemeinden, unter anderem Elukolweni, Tinana, Bethesda, Magdala und Mvenyane.
Im ersten Jahrhundert beschränkte die Mission sich auf den ländlichen Raum. Zur ersten Stadtgemeinde entwickelte sich ab 1883 Moravian Hill in Kapstadt. Durch Zuzug vom Lande kam es auch in anderen Städten zu Gemeindegründungen. Bereits 1867 hatte eine Generalsynode in Herrnhut aus geographischen wie sprachlich-kulturellen Gesichtspunkten heraus beschlossen, die Missionsarbeit in die Provinzen Südafrika-West und Südafrika-Ost zu unterteilen.

Die Zeit der Apartheid
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann in Südafrika - zum Vorteil der Weißen - eine Politik der Rassentrennung, Apartheid genannt, die nach 1948 immer mehr verschärft wurde und die die Menschenwürde der nicht-weißen Bevölkerung mit Füßen trat. Als eine Kirche, zu der fast ausschließlich Schwarze und Farbige gehören, hat die Moravian Church in South Africa unter der Apartheid schwer gelitten. Unter anderem kam es durch Zwangsumsiedlungen zur Auflösung von sechs Gemeinden und zur Verlegung des Theologischen Seminars von Gqeberha (Port Elizabeth) nach Cape Town. Viele Mitglieder der Brüdergemeine beteiligten sich aktiv am Widerstand, etliche gingen in den Untergrund, manche wurden inhaftiert, manche emigrierten ins Ausland.
Während der Apartheid war es für die Brüdergemeine in Südafrika sehr wichtig, Solidarität und praktische Hilfe aus Deutschland und der weltweiten Brüder-Unität zu erfahren. Dazu gehörte der Dienst einzelner Geschwister aus Deutschland. Durch kirchliche Partnerschaften wurde das herrschende Unrecht immer wieder öffentlich angeprangert.
1994 wurden die Apartheidgesetze abgeschafft und die Zeit der Rassentrennung fand ein Ende. Freilich sind die menschlichen Verletzungen sowie wirtschaftlich-sozialen Folgen der Apartheid noch lange nicht überwunden. Die fortdauernde Armut weiter Bevölkerungsteile bewirkt Armut auch in der Brüdergemeine, vor allem im Ostkap.
1993 wurden die beiden Provinzen – mit einem Büro in Kapstadt und einem in Matatiele - zusammengefasst und in 12 Distrikte unterteilt. Lange Jahre war Genadendal Sitz der Kirchenleitung, bis dieser nach Cape Town verlegt wurde. Heute befindet er sich im Bezirk Lansdowne. Die Kirchenleitung besteht aus 16 Personen, je einer Person aus den zwölf Distrikten, einem Finanzdirektor sowie einem dreiköpfigen Exekutivausschuss. Sie tagt in der Regel einmal im Quartal. Die Synode tritt alle vier Jahre zusammen. Die Moravian Church in South Africa MCSA ist in besonderer Weise partnerschaftlich verbunden mit der Europäisch-Festländischen Brüder-Unität, wobei die Pflege dieser Partnerschaft vor allem der Evangelischen Mission in Solidarität EMS übertragen wurde.
Projektfotos/Project Photos
Ökumene und Netzwerke
Die MCSA zählt zu den Lutherischen Kirchen, die 4 % der christlichen Kirchen Südafrikas ausmachen. Insgesamt hat sie circa 90 Gemeinden mit ungefähr 90.000 Mitgliedern, sowie 70 männliche und weibliche Pfarrer sowie einige Laienprediger. Da in den nächsten Jahren zahlreiche Pfarrer in den Ruhestand gehen, bildet die MCSA am Moravian Theological Centre in Heideveld, einem Bezirk von Cape Town, in Voll- und Teilzeit eigene Pfarrer aus.
Innerhalb der MCSA gibt es starke, gesamtkirchliche Verbände, z. B. für die Männerarbeit, die Frauenarbeit, die Jugendarbeit, die Sonntagsschularbeit, die Chorarbeit und die Bläserarbeit. Die Verbände agieren weitgehend eigenständig und entfalten zusätzlich zu kirchlichen Veranstaltungen viele Aktivitäten.
Die MCSA ist Mitglied des World Council of Churches WCC, des Südafrikanischen Kirchenrates und der Lutherischen Gemeinschaft im Südlichen Afrika LUCSA. Die MCSA ist Gründungsmitglied der Evangelischen Mission in Solidarität EMS. Über ihre Beziehungen zur EMS ist die MCSA in das Ökumenische Freiwilligenprogramm ÖFP Nord-Süd-Austausch sowie Süd-Nord-Austausch eingebunden. Mitarbeitende aus EMS-Mitgliedskirchen dienen für längere Zeit in Südafrika und umgekehrt.
Soziale Einrichtungen, Schulen, wirtschaftliche Initiativen
Die MCSA setzt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf den sozialen Bereich. Einen Großteil der Gemeindearbeit erledigen Ehrenamtliche. Die Kirche unterstützt Arme und Randgruppen durch diakonische Arbeit, durch Bildung und durch verschiedene Projekte. Sie unterhält mehrere soziale Einrichtungen wie beispielsweise das Elim Home.
Elim Home
Seit 1963 kümmert sich das Elim Home in Südafrika um mehr als 80 Menschen mit schweren geistigen und körperlichen Behinderungen zwischen 4 und 40 Jahren. Unter der Maxime "Jedes Leben ist wertvoll" werden die Bewohnerinnen und Bewohner dort kompetent und liebevoll gepflegt und gefördert. Für die betroffenen Familien ist die Hilfe und Unterstützung des Elim Home eine große Erleichterung, da viele aus armen Verhältnissen stammen und kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Die Bewohnerinnen und Bewohner bekommen personenspezifische Physio- und Ergotherapie und lernen innerhalb ihrer Möglichkeiten, wie sie Dinge unabhängig erledigen können. Darüber hinaus entwickelt das Heim neue Ideen und nachhaltige Konzepte: in einem eigenen Garten können die Bewohner beispielsweise beim Gärtnern mithelfen. Das frische geerntete Gemüse landet auf dem Teller oder wird verkauft, um so ein kleines zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften. Auf den Dächern der Gebäude wurde eine Solaranlage installiert, die nicht nur zu einer Einsparung von Energiekosten führt, sondern bei häufigen Stromausfällen in der Region eine nachhaltige Energiequelle darstellt.
In der Ortschaft Elim, einer Missionssiedlung aus dem Jahr 1825, ist das Elim Home der größte Arbeitgeber. Circa 45 Frauen aus dem Umland finden hier Arbeit.
Seit 2013 gibt es zwei weitere ausgelagerte, ambulante Betreuungsgruppen, die jeweils 40 Kilometer entfernt von Elim Home liegen. So erhalten Menschen mit Beeinträchtigung, deren Familien zu weit entfernt von Elim leben, die Betreuung und Therapie, die sie benötigen. Auch die Familienangehörigen können so besser in das Projekt integriert werden, um das Gemeinschaftsbewusstsein zu stärken.
Bei seiner Gründung war das Elim Home die erste und einzige Einrichtung für schwarze Kinder mit Behinderungen in der Westkap-Region. Auch heute noch gehört sie zum diakonischen Programm der MCSA. Da das südafrikanische Gesundheitsministerium nur 40 Prozent der Kosten des Heims trägt, braucht das Elim Home unsere und Ihre Unterstützung.
Das Elim Home in Südafrika ist seit über 60 Jahren die Heimat für 50 mehrfach geistig und körperlich behinderte Kinder und Erwachsene. Hier werden sie liebevoll betreut und gemäß ihren Möglichkeiten gefördert. Dank der finanziellen Hilfe einiger EMS-Mitgliedskirchen konnte eine Solaranlage auf dem Dach des Elim Homes installiert werden, wodurch das Heim von der instabilen und täglich bis zu 10 Stunden durch Stromausfälle unterbrochenen Stromversorgung unabhängig wurde. Ferner reduziert die Solaranlage die steigenden Kosten, die für Elektrizität aufgebracht werden müssen.
Spendenkonto
Herrnhuter Missionshilfe e.V.
IBAN: DE25 5206 0410 0000 4151 03
BIC: GENODEF1EK1, Evangelische Bank
Projekt 1810 EMS Elim
Masangane Project
Viele an AIDS erkrankte Südafrikanerinnen und Südafrikaner sind arbeitslos und wurden von ihren Familien verlassen. Ihr Blick in die Zukunft ist düster – wird ihnen doch die Fähigkeit abgesprochen, ein normales Leben zu führen. Zwar erhalten sie die lebenswichtigen antiretroviralen Medikamente kostenfrei vom Staat, aber Medikamente alleine lösen ihre Probleme nicht. Deshalb gibt es seit 1996 das Masangane Project (Xhosa für Lasst uns einander umarmen) – das AIDS-Programm der MCSA. HIV-Infizierte erhalten dort ganzheitliche Hilfe in Form von Beratung und Seelsorge. Zusätzlich unterstützt Masangane diese Menschen auch bei Behördengängen, denn so erhalten diese leichter Zugang zu den entscheidenden Medikamenten.
Projektbilder/Project pictures
Ziel des Masangane Project ist es, den Kindern und Erwachsenen wieder ein geregeltes Leben zu schenken. Das Projekt verhilft HIV-infizierten Männern und Frauen zu einem Einkommen, indem es ihnen Hühner und Baumaterial für Ställe zur Verfügung stellt. Durch die Aufzucht und den Verkauf der Hühner verdienen sie ihr eigenes Geld. Für die Betroffenen ist es ein großer Schritt, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, der ihnen Mut gibt und ihr Selbstvertrauen stärkt.
Leider lässt AIDS viele Kinder als Waisen zurück – in Südafrika sind es schätzungsweise über eine Million. Das Masangane-Projekt versorgt auch sie mit Essen und Bildung und steht ihnen bei Problemen bei. So erhalten die Mädchen und Jungen Hilfe, um die Waisenrente zu beantragen, Kindergartenkinder werden in kirchlichen Kindergärten ganztätig betreut und erhalten dort warme Mahlzeiten. Bei Schulkindern kommt das Projekt für die Schuluniform und Schulgebühren auf. Immer wieder entdecken die Mitarbeitenden auch sogenannte Kinderhaushalte, bei denen beide Eltern aufgrund von AIDS verstorben oder nicht auffindbar sind. Die Kinder erhalten in solchen Fällen zusätzlich Unterstützung in Form von Lebensmitteln, Kleidung oder Haushaltsgegenständen. Auch als Mutterersatz stehen die Betreuerinnen, die in vielen Fällen selbst HIV-positiv sind, den Kindern zur Verfügung.
Um möglichst viele Personen zu erreichen, hat Masangane neben den Standorten in der Ostkap-Region auch zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeitende, die als ambulante Pflegekräfte (home-based care workers) geschult wurden. Sie besuchen die AIDS-Kranken zu Hause, dokumentieren den Krankheitsverlauf und erkennen rasch, wann ein Arzt nötig ist. Da die meisten Mitarbeitenden ebenfalls HIV-positiv sind, machen sie den Patienten Hoffnung, dass ein normales Leben trotz der Erkrankung möglich ist.
Spendenkonto
Herrnhuter Missionshilfe e.V.
IBAN: DE25 5206 0410 0000 4151 03
BIC: GENODEF1EK1, Evangelische Bank
Projekt 1810 EMS Masangane